Die Mobile-Explosion – 10 passende Tipps zur Webshop-Optimierung

Die mobile Suche – ein explosiver Status Quo

Lasst uns mit einem Zitat beginnen:

”We have all had to take a deep look at what search really means in a world that has gone mobile,” he says. “Our heads explode when we think about this.“

Bumm! Die Frage, wie sich die mobile Verfügbarkeit des Internets auf die Online-Suche – und damit auf die Findbarkeit der Websites und Webshops – auswirkt, sprenge unsere Vorstellungskraft. Der das sagte (der hier zitierte „he”) ist kein Geringerer als Amit Singhal, Senior Vice President und Leiter des Core-Ranking-Teams bei Google. Ihr ahnt, worauf ich hinauswill: Wenn diese Frage selbst die klugen Google-Köpfe zum Rauchen bringt, sollten wir Webmaster und SEOs uns erst recht Gedanken machen.

Und zwar schnellstens. Denn nicht nur Köpfe drohen zu explodieren, sondern genauso die Absatzzahlen von „Mobile Devices“. 2014 überstieg die Zahl von Nutzern mobiler Endgeräte erstmals weltweit die Zahl von Desktop-Nutzern. Während der Absatz von Desktop-PCs lange sank, dann stagnierte und derzeit nur leicht steigt, geht derjenige von Smartphones durch die Decke. Jüngst hieß es dann, es gäbe inzwischen mehr mobile Suchanfragen als ‚klassische‘ Desktop-Suchanfragen. Das ist jetzt von Google höchstselbst für 10 Länder bestätigt worden. Das Credo „Mobile First!“, das spätestens seit 2013 in SEO-Kreisen gepusht wird, ist somit durch nüchterne Statistik legitimiert worden.

Verglich Mobile und Desktop User

Quelle: www.smartinsights.com/wp-content/uploads/2014/03/Mobile-stats-vs-desktop-users-global-550×405.png

 

Ach so: Dann rollte Google ja – auch als Reaktion auf die eben geschilderte Entwicklung – am 21. April das inoffiziell „Mobilegeddon“(!) getaufte „Mobile Friendly Update“ aus. Darüber haben wir natürlich schon berichtet. Das Update bewirkt, dass Google bevorzugt solche Seiten als Suchergebnisse liefert, deren Content und / oder Webdesign sich dem Format von Smartphones und Tablets automatisch anpasst und sich so optimal an den Bedürfnissen von Mobile-Nutzern orientiert (Responsive Design). Ausnahmen gibt es zwar, aber die betreffen allein Marken, die global etabliert sind und von Google deshalb als außergewöhnlich relevant eingestuft werden – Amazon zum Beispiel. Auch vom Suchmaschinenriesen selbst wird also ‚Mobile-Druck‘ auf die Website- und Webshop-Betreiber ausgeübt, sodass wir pointiert ein dreifaches ‚Bumm!‘ konstatieren können:

  1. Die Zahl der mobilen Geräte und Suchanfragen explodiert. Demgemäß ist es bereits Alltag, per Smartphone (und Tablet) auch zu kaufen.
  2. ‚Kleine‘ Seiten, die auf dieses mobile Beben nicht reagieren, drohen in einer Felsspalte zu verschwinden – einfach auf die hinteren Suchergebnisplätze zu rutschen oder auch so keine Nutzer mehr anzuziehen.
  3. Offenbar können die mit Mobile verbundenen (Un)möglichkeiten aber selbst gestandene SEO-Profis kopflos machen. Nichts erscheint derzeit also wichtiger, als dass Website- und Webshop-Betreibern wenigstens ein bisschen bei der (Um)orientierung geholfen wird.

Wie ihr als Webshop-Betreiber reagieren könnt: 10 Anregungen

Ich habe daher zu der Frage recherchiert: Wie können Webshop-Betreiber nicht bloß reagieren, sondern sogar Nutzen aus „Mobilegeddon“ ziehen? Heraus kamen zehn Tipps, die natürlich nicht ‚alle‘ Lösungen abdecken und ebenso wenig ‚endgültige‘ Antworten sein können – wer das zu liefern versuchte, dem würde wohl wirklich bald der Schädel platzen –, aber sie liefern euch Anhaltspunkte dafür, wie ein Webshop vom Wandel profitieren kann.

    1. An erster Stelle, klar: Macht euren Webshop vom Scheitel bis zur Sohle „mobile friendly“! Konzipiert, strukturiert und verfasst euren Content nach allen Regeln der Mobile-Kunst. Oder besser: Lasst das von den SEO-Profis machen – dafür sind wir schließlich da. Wie ein solcher Content aussehen sollte? Hier und hier (unter anderem) findet ihr dazu ausführliche Tipps auf unserem Blog.
    2. Luxus wäre es natürlich, wenn ihr zusätzlich eine App anbötet. Die Mehrheit der Mobile-Nutzer ist interessiert an Apps und gebraucht sie enthusiastisch, und das eben nicht zuletzt für den Online-Einkauf. Entscheidend ist unter anderem: Apps speichern die Anmeldedaten für den Bestellvorgang und ersparen dem Nutzer damit mühselige Eingaben per Finger-Tipp. Apps bieten deshalb zusätzlich die Chance auf längerfristige Markentreue und mehr Umsätze.Nutzung von App und Mobile Web
    3. Wenn das mit der App (aktuell) nicht klappt, heißt das wiederum: Sorgt unbedingt dafür, dass das Warenkorb-Handling auf mobilen Endgeräten selbsterklärend, reibungslos und ‚fingerfreundlich‘ vonstattengehen kann. Und überlegt, wie ihr dem Nutzer alle zur Bestellung nötigen Dateneingaben erleichtern könnt. Komfortabel ist etwa, wenn ich bei der Angabe meiner E-Mail-Adresse das @-Zeichen nicht selbst eingeben muss.
    4. Setzt auf Google AdWords und AdSense. Auf Smartphones erhöht ihr so die Chance auf Aufmerksamkeit, denn dort sind AdBlocker (noch) nicht gang und gäbe. Und: Vor kurzem wurde bekannt, dass Google bezahlte Suchergebnisse – und zwar exklusiv im Mobile-Bereich – künftig eigenhändig mit einem „Kaufen“-Button und einer Produktseite versehen wird.
    5. Wie gefährlich dieser „Google Buy Button“ für größere Online-Händler konkret sein mag (mancherorts heißt es: Angriff auf Amazon), gehört aber noch ins Reich der Spekulation. Ziemlich sicher wäre nur: Eure Produkte wären gegebenenfalls ohne den Umweg über euren Shop einsehbar und erhältlich. Generell liefert Google auf seinen Suchergebnisseiten vermehrt direkte Daten. Darum solltet ihr Google im Quellcode so viele relevante Daten zum Produkt wie möglich nennen. Ich meine mit Produktdaten einerseits so etwas wie Preis, Kategorie und Menge; andererseits müsst ihr eure Page selbst als ‚Produkt‘ verstehen, die sich etwa als Waren-Unterseite, Blogartikel oder Videoplayer einordnen lässt. Fragt mal eure Programmierer nach URIs, RDF und SPARQL oder schaut mal hier. Von dieser Datenangabe hat freilich auch jeder Suchende etwas, denn es werden umstandslos alle W-Fragen beantwortet: Was ist das denn? Wie kannn mir das jetzt helfen? Und vor allem was kostet mich der Spaß?
    6. Damit kommen wir direkt zur Optimierung auf Longtail-Keywords. Die mobile Suche ist oft situationsgebunden. Wir sind längst daran gewöhnt, den Drang nach Infos und Produkten jederzeit unmittelbar stillen zu können. Wann und wo wir es wollen. Oder müssen. Schon anno 2013 recherchierten nur noch rund 50 % von zuhause aus. Längst geht es folglich darum, den Suchenden am rechten Ort und zum passenden Zeitpunkt mit dem idealen Produkt abzupassen. Da für den Smartphone-Nutzer unendlich viele spezifische Lebenssituationen denkbar sind, kann es auch etliche äußerst spezielle Suchanfragen geben (ein lebensnahes Beispiel: „Bier Frankfurt nach 24 Uhr wo“). Es muss nicht gleich „User-Case-Centered Design“ sein, aber: Optimiert den Content eurer Produktseiten auf solche möglichen konkreten Ziele und Wünsche, wie jemand sie bei Google eingeben könnte. Kurzum: Das Gros der Recherche erfolgt heute auf mobilen Wegen. Habt also überzeugende Antworten für viele Gelegenheiten parat – attraktiv, verständlich und authentisch verpackt.
    7. Und selbstredend gönnt ihr eurer (Produkt)seite bitte einen ebenso gut sichtbaren wie fingertippbaren „Kaufen“- respektive Call-to-Action-Button. Amazon zeigt seit langem die Konversionswirksamkeit solcher Schaltflächen gekonnt mit der „1-Click“-Bestelloption.
    8. Setzt auf Social Media Marketing und speziell auf Facebook. Erstens ist keine Mobile-App weiter verbreitet als die von Facebook. Zweitens gilt das soziale Netzwerk im Mobile-Bereich als Vorreiter in Sachen funktionierender gezielter Werbung. Drittens ist bemerkenswert: Unzählige Facebook-Logins erfolgen von unterwegs aus (U-Bahn, Bushaltestelle, Kippenpause …), die Nutzer gönnen sich hier enorme Verweildauern und gieren regelrecht nach vielversprechenden Links, Bildern und Videos.
    9. Macht es euren Mobile-Käufern leicht, ihre Konsumfreude sofort in Wort und Bild mit der Welt zu teilen. Zum Beispiel auf – Überraschung – Facebook (aber natürlich auch auf z. B. Twitter und Google+).
    10. Und dann füttert sie regelmäßig mit exklusiven Angeboten, und zwar ganz klassisch per Mail. Das zieht noch immer.

Wenn ihr derlei beherzigt, müsst ihr vor der mobilen Explosion gar nicht in Deckung gehen. Dann profitiert ihr statt zu verlieren. Also schleunigst loslegen – denn der nächste große Wandel lässt wohl wieder nicht lange auf sich warten, wie wir etwa aus der Titelgeschichte der März-Ausgabe des GEO-Magazins (Bald sind Maschinen intelligenter als wir. Werden sie… Freund oder Feind?) erfahren. Darin wird Andrew Ng, der einstige Gründer von „Google Brain“, zitiert, und was er zu sagen hat, klingt erneut nach „Bumm!“:

„In wenigen Jahren wird die Hälfte aller Suchanfragen über Kamerabilder und gesprochene Sprache ausgelöst werden,“ sagt er. Und nahezu alle Dinge werden über Software verbunden sein: Kühlschränke, Autos, 3-D-Drucker und Milliarden Sensoren – viele davon an oder in unseren Körpern. Das „Internet der Dinge“.

Was wiederum das SEO-technisch und für Webshops bedeuten wird? Na ja, besser ein Problem nach dem anderen lösen. Nicht dass uns doch noch irgendwo ein Kopf explodiert.

Google auf dem TabletOMSAG - Mood Picture - Laptop in Verwendung