Rankingfaktoren in Suchmaschinen

Der amerikanische SEO-Tool Hersteller SEOmoz veröffentlicht alle 2 Jahre einen Artikel namens „Search Engine Ranking Factors“, wo SEO-Experten weltweit einzelne Metriken bewerten sollen. Diese Daten werden von SEOmoz aufbereitet und dann online gestellt. Auch dieses Jahr gibt es wieder einen ausführlichen Artikel von SEOmoz zu den Search Engine Ranking Factors, dieses Mal sogar mit einem Zusatz: nicht nur die Meinung der Experten wird wiedergegeben, sondern auch die Korrelation einzelner Metriken mit tatsächlich platzierten Seiten/Domains.
Dabei wurden mehr als 10.000 Suchabfragen mit einbezogen, aber wer mehr zur Methodik wissen möchte, kann es gerne hier nachlesen.

Wir möchten gerne auf die einzelnen Themen der Befragung und der Korrelationsdaten eingehen und unsere wichtigsten Erkenntnisse nennen. Eine Korrelation von 1.00 würde übrigens bedeuten, dass eine 100%ige Übereinstimmung zwischen der Metrik und dem Ranken bei Google vorhanden wären.

  • Suchbegriffs-Nutzung auf Domain-Ebene (Domain Level Keyword Usage)
  • Link-Metriken auf Domain-Ebene (Domain Level Link Authority Features)
  • Suchbegriffsunabhängige Faktoren auf Domain-Ebene (Domain Level Keyword Agnostics)
  • Marken-Metriken auf Domain-Ebene (Domain Level Brand Metrics)
  • Social-Metriken auf Seiten-Ebene (Page Level Social Metrics)
  • Link-Metriken auf Seiten-Ebene (Page Level Link Metrics)
  • Suchbegriffs-Nutzung auf Seiten-Ebene (Page Level Keyword Usage)
  • Traffic-Daten auf Seiten-Ebene (Page Level Traffic Data)
  • Suchbegriffsunabhängige Faktoren auf Seiten-Ebene (Page Level Keyword Agnostic)

Suchbegriffs-Nutzung auf Domain-Ebene (Domain Level Keyword Usage)

Nicht weiter überraschend, ist die Nutzung der Domain keyword.com (oder im Deutschen Markt keyword.de) vorteilhaft beim ranken. Im Vergleich zu 2010 jedoch, ist dieser Faktor stark gesunken (von 0.38 auf 0.22) und wird wohl auch weiter sinken.

Link-Metriken auf Domain-Ebene (Domain Level Link Authority Features)

Linktexte, die das Keyword enthalten (nicht Linktexte, die exakt dem Keyword entsprechen!) sind sehr wichtig für das Ranking bei Google. Auch die nicht direkt greifbare „Authority“ einer Domain und die allseits bekannte IP-Popularität und Domain-Popularität spielt eine große Rolle. In der Studie ebenfalls schön zu sehen ist, dass die Werte „mozRank“ und „mozTrust“ anscheinend aussagekräftig sind, da diese hohe Korrelationswerte haben.

Wirklich interessant ist aber der letzte Punkt, der vermuten lässt, dass Seiten mit wenig (oder keinen) nofollow-Links schlecht Ranken:

Aber auch das ist eigentlich nicht überraschend, da das Thema „natürliches Linkbild“ ja nicht umsonst in aller Munde ist.

Suchbegriffsunabhängige Faktoren auf Domain-Ebene (Domain Level Keyword Agnostics)

Leider konnten nicht alle Daten für die Korrelation erhoben werden, aber die 3 Daten die es gibt, sind alle negativ korreliert. Soll heißen: je mehr Zeichen eine Domain hat, je schlechter wird die Domain vermutlich ranken. Die Korrelation ist in diesem Fall jedoch auch verschwindend gering.
Die Meinung der Experten jedoch ist interessant: neben den allseits bekannten Punkten (Unique Content, Fresh Content) werden auch die relativ neuen Punkte Absprungrate und organische CTR genannt.

Marken-Metriken auf Domain-Ebene (Domain Level Brand Metrics)

Zu diesem Punkt gibt es leider keine Korrelations-Daten, aber die Meinung der Beitragenden wird zusammengefasst wiedergegeben. Die größte Übereinstimmung bei der Marken- oder Brand-Metrik herrscht beim Suchvolumen zur Marke bzw. zur Domain. Auch die Nennung bei bekannten Newsportalen spielt dabei wohl eine große Rolle.
Wer also eine „Brand“ werden möchte, sollte dafür sorgen, dass die ersten 3 Punkte in dieser Kategorie abgedeckt sind.

Social-Metriken auf Seiten-Ebene (Page Level Social Metrics)

Eine sehr hohe Korrelation zwischen Top-Rankings und Facebook-Aktivitäten – einige hatten das vermutet, aber eigentlich hatten alle Twitter auf dem Schirm. Die Facebook Dominanz bei diesen Daten ist definitiv überraschend, zeigt aber einmal mehr, dass man als SEO auch immer mehr in den Bereich der Social Media Aktivitäten reinrutscht.
Für uns sicherlich die größte Überraschung aus den diesjährigen Search Engine Ranking Factors. Einen sehr guten (englischen) Beitrag dazu hat Rand Fishkin bereits vor einigen Wochen geschrieben: Facebook + Twitter’s Influence on Google’s Search Rankings

Update: auf der SMX Advanced hat Matt Cutts gesagt, dass Google nicht auf Facebook-Shares zugreifen kann/darf (siehe robots.txt von Facebook) und Facebook-Shares daher keinen direkten Einfluss auf Rankings haben. Ein sehr gutes Beispiel also für den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität – laut den Daten müsste man sagen, dass Facebook-Shares mit einer Korrelation von 0.28 ein sehr wichtiger Faktor für das Ranking sind. Die Korrelation kommt in diesem Fall allerdings vermutlich dadurch, dass guter Content (der nun mal gut platziert wird) auch automatisch von den Benutzern „geshared“ wird. Ausführliche Infos zu diesem expliziten Fall gibt es auch von Danny Sullivan: It’s Not “He Said, She Said” Over Google Rankings & Facebook Shares

Link-Metriken auf Seiten-Ebene (Page Level Link Metrics)

Gemeinsam mit den Social-Metriken spielen diese Metriken laut den Daten die größte Rolle beim Ranking. Wie auch bei den Link-Metriken auf Domain-Ebene spielen hier die „Authority“, die Domain-Popularität und die IP-Popularität eine große Rolle. Auch hier ist es laut den Daten wiederum nicht wichtig, dass der Anchortext exakt mit dem Keyword übereinstimmt, sondern nur teilweise.

Die negative Korrelation der Anzahl followed Links bestätigt die Metrik, die wir hier auf Domain-Ebene gesehen haben.

Insgesamt kann man sagen, dass die Links auf einzelne Seiten in der gesamten Studie die höchste Korrelation mit gut platzierten Seiten haben, dieser Faktor also besonders wichtig scheint. Auch in den letzten Jahren war diese Studie immer am stärksten mit guten Platzierungen verbunden.

Suchbegriffs-Nutzung auf Seiten-Ebene (Page Level Keyword Usage)

Was wir als keywordbasierende Onsite Faktoren bezeichnen würden, hat laut den SEOmoz Daten eine wesentlich geringere Korrelation als die 2 vorher genannten Punkte. Aber auch wenn die Korrelation hier nicht so hoch wie bei manch anderer Metrik ist, sieht man dennoch die Bedeutung des Title-Tag und die Anzahl der Keyword-Wiederholungen auf der Seite. Auch bei den Experten herrscht eine große Übereinstimmung bzgl. des Title-Tags. Die interne Verlinkung mit dem Keyword als Anchortext wird von den Experten ebenfalls genannt – aber insgesamt gibt es in dieser Kategorie nicht viel Neues oder Überraschendes.

Traffic-Daten auf Seiten-Ebene (Page Level Traffic Data)

Auch hier gibt es wieder „nur“ die Meinung der Experten, die der Klickrate und der Absprungrate eine relativ hohe Bedeutung schenken. Aber an der Stelle möchten wir gerne einen der Experten zitieren:

This is such an unknown area, it’s impossible to claim any level of authority when theorizing. […] – David Lindop

Suchbegriffsunabhängige Faktoren auf Seiten-Ebene (Page Level Keyword Agnostic)

Bei den korrelierenden Daten nichts was einen überraschen würde, auch ist die Korrelation längst nicht so hoch wie bei anderen Metriken. Lediglich die negative Korrelation der Ladezeit (wenn auch nur -0.05) ist sicherlich nicht uninteressant.

Zurecht weisen wir in unserem Blog darauf hin, wie man die Ladezeiten seiner Webseite optimieren kann. Auch hier möchten wir wieder einen der Beitragenden zitieren:

I feel the need, the need for speed. Speed coupled with unique content is a winning combination. – AJ Kohn

Fazit

Die Social-Metriken sind bei der diesjährigen Ausgabe der Search Engine Ranking Factors sicherlich am interessantesten und spannend zu beobachten. Im Vergleich zur Ausgabe von vor 2 Jahren kann man festhalten, dass immer mehr Faktoren eine immer ausgewogenere Rolle spielen. 2009 konnte man mit den Punkten „Trust/Authority“, „Linkpopularität“, „Anchortexte der Backlinks“ und „Suchbegriffsnutzung auf der Webseite“ noch 75%-80% des (von SEOmoz errechneten) Algorithmus abdecken, heute sieht das wesentlich diversifizierter aus:

Es lohnt sich also definitiv mal einen Blick in die Search Engine Ranking Factors 2011 zu werfen, da dort noch wesentlich mehr interessante Zahlen und Meinungen vorhanden sind, als wir hier vorstellen.
Eines muss man jedoch immer im Hinterkopf behalten: Korrelation bedeutet nicht Kausalität.

Liebe Grüße und viel Spaß mit den Search Engine Ranking Factors 2011,
die Blogger der Online Marketing Solutions AG

Quelle der Grafiken: SEOmoz Ranking Factors